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Der „e- Patient“ und das „Arztsein“:

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Mit zunehmender Verbreitung der IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) in unseren Ordinationen und im Krankenhausbetrieb, wurden wir von der Politik und den Sozialversicherungen mit einer Reihe von e-Anwendungen (e-Card, e-AuM, ABS, VU-neu, DMP`s, etc.) „beglückt, weitere sind geplant (e-Medikation, e-Rezept, e-Impfpass, etc.).
Führen diese letztlich zum „e-Patient“ und wie verträgt sich das mit dem „Arztsein“ ?

Wenn die physikalische Krankenuntersuchung immer mehr in den Hintergrund rückt, übersehen wir nicht nur einfache Diagnosen, sondern wir verlieren unter Umständen den ganzen Patienten.

Vergessen wir nicht was uns zu Ärzten macht: unser Wissen, unsere Erfahrung und die persönliche Zuwendung zum Hilfesuchenden, der sich in seiner Not uns völlig anvertraut. Dieses Vertrauen ist Basis für die Preisgabe von intimsten Lebensdetails, die dieser Mensch sonst vielleicht nicht einmal seinen Pfarrer mitteilen würde. Ein weiterer Teil dieser Zuwendung ist die sorgfältige physikalische Krankenuntersuchung, die vom Österreicher Leopold Auenbrugger mit der Perkussion und dem Franzosen Laennec mit der Auskultation Ende des 18. Jahrhunderts eingeführt wurden.

Alle diese Handlungen zusammen bilden ein Ritual, das bis heute tief in der Persönlichkeit jedes Menschen als ärztliche Hilfeleistung eingeprägt ist und damit als notwendige und gewünschte Basis für die Heilung empfunden wird.

Immer öfter begegnen uns jedoch Patienten, die in verschiedensten Behandlungszentren waren, aber nie richtig untersucht wurden. Hunderte von Laborwerten wurden bestimmt, Dutzende Bilder mit Röntgen oder Ultraschall angefertigt. Fachärzte haben all diese Daten am Computer-Bildschirm ausgewertet und entsprechende Berichte geschrieben. Nur den Patienten selbst gesehen haben sie kaum! Der wurde reduziert auf das Symbol für den „e-Patienten“ im Computer, der dort am Bildschirm fürsorglich und ausdauernd lange behandelt wird. Beim realen Patienten bleibt ein Gefühl der Leere zurück, er fühlt sich unbehandelt und unverstanden, sucht nach anderen Heilern, die ihm Genesung versprechen.

Viele Ärzte haben auf die Macht der untersuchenden Hand und auf die Heilkraft der persönlichen Zuwendung und Berührung, die darin steckt, vergessen. Diese Berührung, die einem Kranken oder Sterbenden vermittelt was Arztsein ausmacht:

Das Wissen jemanden zu haben, der bis zu seinem Ende für ihn da sein wird.

Die Anregung zu diesem Artikel wurde der Präsentation https://www.ted.com/talks/abraham_verghese_a_doctor_s_touch entnommen

Written by Dr. Christian Husek

5. Juli 2014 um 09:16

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