Corona-Pandemie und e-Health in Österreich… Lessons learnt !
„Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist !“
(zitiert frei nach einem österreichischen Politiker)
e-Rezept:
Fast gleichzeitig mit dem Beginn anderer politischer Steuerungs- und Beschränkungsmaßnahmen im Rahmen der Corona-Krise wurde die seit September 2019 flächendeckend in Österreich etablierte ELGA-Funktion „e-Medikation“ um die „e-Rezept“-Funktion erweitert. Trotz jahrelanger ungelöster politischer Querelen zwischen Ministerium, SV, Ärzten (-kammer) und Apothekern (-kammer) war dies offenbar von langer Hand von der SV und Apothekern (bei Ärzten bereits vorhanden gewesen) technisch vorbereitet und konnte so innerhalb weniger Tage passabel funktionierend umgesetzt werden.
Realpolitisch sehr interessant dabei ist die (durchaus sinnvolle !) Freigabe der ordinationseigenen o-Card statt der originalen e-Card des Patienten in den Ordinationen als Zugangsschlüssel: Die im ELGA-Gesetz als Ergebnis jahrelanger mühsamer Diskussionen festgehaltenen Datenschutzvorgaben wurden mühelos per kurzfristiger politischer Verordnung „über den Haufen geworfen“. Dies läßt für die Zukunft durchaus auf Grunde kurzfristiger politischer Veränderungen „legal“ zulässigen Datenmißbrauch durch die Politik oder kommerziell befürchten ! (Stichwort „Hollerith-Karte“)
Aus der hausärztlichen Praxis ist das Instrument „e-Rezept“, vor allem in Kombination mit der Autorisierung mittels o-Card, aus unserer Sicht trotz vorhandener Pro und Contras eine wünschenswerte Erweiterung der ärztlichen e-Health-Werkzeuge, das auch nach der Corona-Krise erhalten bleiben sollte.
e-AuM (elektronische Arbeitsunfähigkeitsmeldung):
Dieses bereits vor vielen Jahr seitens der SV in zwei kurz nacheinander folgenden Ausbaustufen bei Kassenärzten „zwangseingeführte“ System hat bis heute trotz mittlerweile allgemeiner Akzeptanz massive technische und legistische Schwächen, die von Seiten der SV oft mit „Datenschutz“ argumentiert werden. So ist nach Erstellung der Meldung des Krankenstands-Beginnes bis zu dessen Beendigung keine Kommunikation zwischen dem behandelnden Arzt und dem kasseneigenen kontrollärztlichen Dienst und dessen Dokumentation möglich. Dies ist bei kurzer Krankenstandsdauer relativ bedeutungslos, bei komplexen Krankheiten/Leiden mit langer Krankenstandsdauer eine leider bis heute fehlende Notwendigkeit.
Das Problem hat sich aber derzeit insoferne gelöst als die Krankenstands-Kontrollstellen der Krankenkassen coronabedingt derzeit verwaist sind und offenbar keine Kontrollen stattfinden. Daß die Kontrollärzte diese in Home-Office durchführen scheint uns eher unwahrscheinlich.
ELGA:
Einmal mehr macht sich jetzt unter dem Eindruck der Corona-Krise das – trotz langjähriger politischer und technischer Versprechungen – Fehlen weiterer Dokumentenarten (Ambulanz, Facharztbefund) und die nach wie vor fehlende Einbindung von Labors und Röntgen im niedergelassenen Bereich bemerkbar.
Auch ein – schon seit Jahren durchaus möglicher – bereits vorhandener elektronischer Impfpass hätte um einige sinnvolle Möglichkeiten (PCR-Test oder Titereintrag, etc.) kurzfristig erweitert
Wünschenswert wäre es, dass die sich im Rahmen dieser Krise darstellende Zusammenarbeit verschiedenster ärztlicher Fachrichtungen und Gesundheitsberufe weiter bestehen bleibt – wir sollten aus dieser Not viel lernen, insbesondere auch im Hinblick auf
Wertschätzung und Reformierung der Primärversorgung.
Dazu wird es auch eine differenzierte Fehlerkultur brauchen, etwas, was derzeit für rasche Verbesserungen in den Abläufen und für die Herstellung praktikabler Algorithmen vielfach zu fehlen scheint“
SV-Dachverbandschef Brunninger sieht Digitalisierung als Chance
Wir müssen KI nicht einsetzen um Topmediziner zu überflügeln, sondern das Mittel der Versorgung in der Masse zu heben. Das bedeutet, dass wir die Dinge so einsetzen müssen, dass etwa die Allgemeinmediziner überstützt und entlastet werden.
(wird fortgesetzt und erweitert, Diskussionsbeiträge erwüscht !)
Sprechstunde: Wo kommt denn der Clemens Auer her?
Quo usque tandem abutere, ELGA(*), patientia nostra?
(*) „ELGA hier bitte als Synonym für die gesamte Digitalisierung im Gesundheitssystem zu betrachten …!
Wir Ärzte warten auf praxistaugliche Tools, die uns die Arbeit erleichtern ….
Bisher haben aber nur leichtgläubige Politiker den Phantasien von Technikern gefolgt und ihren Wählern das „Blaue vom Himmel“ versprochen …
Fast alles was wir seit 2006 (Gründung der http://www.initiative-elga.at) vorausgesagt haben ist eingetreten …
In der Zwischenzeit hat sich die Smartphone-Technologie (universelle Verfügbarkeit, Geschwindigkeit und Usability) unaufhaltsam verbreitet, ELGA scheint nicht mal noch davon Kenntnis erlangt zu haben …
Es ist an der Zeit manchen „Experten“ mal „die Wadln vierezurichten“ …
Mal sehen was die neue Regierung schafft ….:
„Fortschritte der Digitalisierung sollen auch im Gesundheitsbereich einen einfacheren und verbesserten Zugang zu medizinischen Leistungen ermöglichen. Die Weiterentwicklung der E-Card als Schlüssel für papierlose Prozesse soll unter Beachtung des Datenschutzes eine deutliche Vereinfachung für alle Beteiligten im Gesundheitssystem bringen. Ebenso wollen wir die Digitalisierung in Diagnose, Behandlung und (medizinischer) Forschung vorantreiben und somit den Gesundheitsstandort Österreich weiter stärken“
EDV: „KI“ versus menschliche Entscheidungsfindung im Gesundheitsbereich: Eine Standortbetrachtung …
Intelligenz:
„Fähigkeit [des Menschen], abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten“
Sollten wir nicht viel schärfer zwischen „smarten Algorthythmen“ und echter „KI“ in der EDV trennen …?
Es gibt viele Definitionen von „Intelligenz“ …:
„Ein System, das offensichtlich intelligentes Verhalten zeigt, bleibt nur ein Werkzeug, so lange kein Selbstbewusstsein vorhanden ist und keine Motivation, aus „eigenem“ Antrieb zu handeln und „eigene“ Interessen zu verfolgen (s. a. Philosophischer Zombie). Eine ausreichend intelligente Technologie, welche auch diese Grenze überschritte und darüber hinaus womöglich Reaktionen zeigte, welche als emotional interpretierbar wären, würde diverse ethische Fragen bezüglich Rechten und Verantwortlichkeiten eines solchen Systems aufwerfen. Dabei wäre unter anderem zu diskutieren, ob eine „biologische“ Intelligenz grundsätzlich anders zu werten sei als eine „technologische“
Überschätzen EDV-Techniker nicht ein bisschen ihre Fähigkeiten mit Aussagen wie dieser:
„Mit der strukturierten Erfassung von Daten können sie bereits heute die Basis für eine wertschöpfende Verwendung künstlicher Intelligenz legen – in der eigenen Einrichtung und darüber hinaus“
Heutige EDV Systeme sind in der Lage dem Menschen als wesentliches Werkzeug zu dienen um eine Flut von heute verfügbaren Daten zu wichtigen Informationen verarbeiten und darzustellen und damit die Grundlage von sicherheitsrelevante Entscheidungen und Handlungen des Menschen darzustellen, vergleichbar etwa mit dem „Glas-Cockpit“ in heutigen Flugzeugen, das uns als Piloten wesentliche Informationen als Entscheidungsgrundlage aktuell und übersichtlich darstellt und dem „Autopiloten“, der uns von mühsamer Routinearbeit (Halten der Fluglage, Geschwindigkeit, etc.) entlastet und damit Stress und Arbeitsaufwand erheblich reduziert.
Aber auch in der Luftfahrt wird „KI“ noch lange kein Ersatz für menschliche Erfahrung in der Entscheidungsfindung darstellen …!
Überlegen Sie mal wie „KI“ in so einer Situation reagiert hätte …
Heutige EDV-Systeme im medizinischen Bereich, IBM`s „Dr. Watson“ inkludiert, sind leider teilweise noch immer weit davon entfernt Daten in diesem Sinne optimal aufzubereiten und uns Ärzten als Anwender damit rasch verläßliche und relevante Informationen als Grundlage für unsere Entscheidungen zu liefern…
Es wird noch einige Jahre dauern bis medizintechnische EDV auf den Stand der Technik kommt, den wir heute in der Luftfahrt bereits erreicht haben
Somit sind heutige EDV-Systeme im medizinischen Bereich (Gott sei Dank !) noch weit von echter „Künstlicher Intelligenz“ entfernt ..!
Sie bleiben weiterhin eher „ein dummes Stück Silizium“ …. ( aus 2006, leider ist Deutschland seither ja kaum einen Schritt weitergekommen …)
Freue mich weitere Diskussion zum Thema …!
„und täglich grüßt das Murmeltier“: Der elektronische Impfpaß …
Elektronischer Impfpass soll 2018 starten: „Mit dem e-Impfpass ist eine lückenlose Dokumentation und ein individuelles Erinnerungsservice möglich – vergessene Impfungen oder unnötige Mehrfachimpfungen gehören damit der Vergangenheit an“, freute sich Ministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ). Derzeit sei der Impfstatus in Österreich meist unvollständig oder nicht durchgängig dokumentiert. (APA, 30.6.2017)
Haben wir nicht Ähnliches wieder vor einigen Tagen (5.12.2019) der Presse entnommen?
Wissen Sie noch wann Steve Jobs das erste Smartphone präsentiert hat … ?
1995, 2000, 2007 ??
Was hat sich nicht alles auf Basis dieser Technologie seither entwickelt …!
Ein Leben ohne diese kleinen Taschencomputer ist für viele von uns kaum mehr vorstellbar !
Auch für den Gesundheitsbereich gibt es bereits jede Menge „App`s“ …
Nur die Politik setzt für unsere ELGA weiter auf Saurier-PC`s … !
Dabei gibt es seit langem brauchbare Konzepte für den elektronischen Impfpass, die rasch und kostengünstig umsetzbar wären …
Initiative ELGA Konzept elektronischer Impfpass

Photo by Tracy Le Blanc on Pexels.com
Das ELGA-Cockpit: dem Sachkundigen rasch und übersichtlich die situativ notwendigen Informationen liefern …
Was bei Flugzeugen das Cockpit und bei Schiffen die Kommandobrücke ist, entspricht bei der elektronischen Gesundheitsakte den zusammengefassten Patientendaten:
jenem Punkt, wo eine Vielzahl an Informationen zusammenläuft, die auf möglichst übersichtliche Weise rasch erfasst werden müssen.
Nicht zum ersten Mal stand die Luftfahrt Pate für eine Entwicklung, die sich an jahrelang unter härtesten Bedingungen erprobten Maßstäben und Sicherheitsstandards orientiert…
So wie sich ein Pilot im Cockpit einer Menge Daten gegenübersieht und es schaffen muss, diejenigen auf einen Blick zu erfassen, die neben dem Halten der Fluglage relevant sind, so sehen sich Ärzte in vielen Fällen mit langen Patientenhistorien konfrontiert, die Auswirkungen auf die aktuelle Behandlung haben können oder auch nicht. Aus dieser Flut von Informationen möglichst rasch die Wesentlichsten herauszufiltern ist Aufgabe des ELGA-Cockpits.
Ohne gute Schulung ist das Computermenü in Stresssituationen allerdings mehr Hindernis als Hilfe. Ärzte müssen daher, ebenso wie Piloten, für den Umgang mit diesen elektronischen Hilfsmitteln, insbesondere in elektronischer Dokumentation, geschult und trainiert werden …
Ordination zusperren und davonlaufen . : Aus gegebenen Anlaß: Wenn die EDV in der Ordination spinnt …. Teil 2
Was fällt mir als Pilot (und Arzt) dazu ein ?:
-
„cool“ bleiben !
Voraussetzung: Handbücher gelesen, Basiswissen EDV Hard- und Software -
„emergencies“ immer wieder vorbereiten und trainieren ..
-
Checkliste
(„what if ..?) erstellen … -
Prioritäten setzen …
(„aviate – navigate – communicate ..“) -
Redundancen haben …
(wichtige Systeme doppelt oder sogar 3 – fach vorhanden als Back-Up): -
Standardisierung
(z.B. gleichartige Drucker, PC`s, etc.) -
Verantwortlichkeiten und Aufgaben im Team vorher genau festlegen …“
(„Crew Resource Management“, „CRM“) -
Störfaktoren beseitigen
(Patienten aus Ordination rausschicken, zusperren, vorbereitete Informationsschilder sofort aufhängen ..)
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Crew_resource_management
Ordination zusperren und davonlaufen . : Aus gegebenen Anlaß: Wenn die EDV in der Ordination spinnt ….
Die Elektronik kann uns heute auf vielen Wegen unterstützen wenn sie problemlos und rasch funktioniert …
Leider „läuft es“ manchmal nicht wie gewünscht, obwohl der technische Zustand der Hardware aktuell und die Software regelmäßig gewartet wurde ..
Dann bricht in der Ordination Chaos aus, Arzt und Mitarbeiter sind enormen Stress durch ungeduldige und fordernden Patienten ausgesetzt.
Am liebsten möchte man dann die Ordination zusperren und davonlaufen …
An die Spitze getrieben wird der situationsbedingte Stress noch durch schnoddrige Mitarbeiter an diversen „Hotlines“, die uns oft wenig hilfreiche Tips geben und die Verantwortung für die Störung auf jeweils andere Ursachen abschieben („alte Hardware“, „Computer neu starten“, „Kabel eingesteckt ?“, u.v.m.)
Als ob man das nicht selbst wüßte und wohl schon versucht hätte …
Die steigende Komplexität der Zusammenarbeit zwischen verschiedensten Applikationen ist selbst für EDV-Techniker heute oft nicht mehr nachvollziehbar …
Zeit und Anlaß sich von manchen Patienten und Anbietern von Hard- und Software zu trennen und vielleicht den eigenen Betrieb „auf andere Beine zu stellen“ (Ausstieg aus dem Kassensystem ?)!
DER GEKLONTE HAUSARZT
Gastkommentar Dr. Ulrike Stenzl, Allgemeinmedizinerin, Graz
Quelle: Medical Tribune vom 09.07.2014
Das Leistungsspektrum einer hausärztlichen Praxis hängt von vielen Faktoren ab: Stadt, Land, Notarztsystem ja oder nein, Krankenhäuser oder Fachärzte in der Nähe, Art der zu versorgenden Bevölkerung, Räumlichkeiten, Mitarbeiter und nicht zuletzt vom Hausarzt selber.
Das hielt ich bisher eigentlich für selbstverständlich. Gerade lese ich aber, dass das eine Frechheit sei. Offensichtlich haben wir nicht unterschiedlich zu sein, sondern alle gleich. Keine Ahnung, wie das gehen soll. Aber vielleicht wäre es sinnvoll, den perfekten Hausarzt zu züchten, und wenn man ihn einmal hat, dann lauter kleine Klone von ihm oder ihr über das Land zu verteilen.
E wie Einheitsarzt
Überall in der Medizin geht die Tendenz zur Spezialisierung. Z.B. stirbt der gute alte Allgemeininternist langsam aus. Mittlerweile muss man sich echt überlegen, wo man seine Patienten hinschickt, damit sie nicht Gefahr laufen, mit Hämorrhoiden beim Rheumatologen oder mit pAVK beim Endoskopiker zu landen. Ist ja auch ganz klar. Die einzelnen Gebiete werden immer größer und unüberschaubarer, und die Kollegen müssen sich spezialisieren. Um dann in dem Gebiet, das sie bearbeiten, optimale Patientenbetreuung zu gewährleisten. Ich finde das ja auch nur logisch. Auch in der Wirtschaft wird geschaut, wo Mitarbeiter optimal einsetzbar sind. Tausende von Stunden werden auf Seminaren verbracht und tausende von Euros ausgegeben, um die eigenen Stärken zu erkennen und optimal für die eigene Karriere und die Firma einzusetzen. Und noch mehr Seminare und Veranstaltungen werden besucht, damit die optimal eingesetzten Mitarbeiter sich auch optimal geschult und wertgeschätzt fühlen. Denn nur glückliche Kühe legen schöne, große Eier oder so in etwa.
Wenn sich unsereiner so niederlässt, bringt er seine Persönlichkeit, seine Vorlieben und seine Familie mit in den Job. Wer notfallmedizinisch oder chirurgisch nicht viel kann und dann auch noch drei kleine Kinder hat, wird kaum in einem entlegenen Gebirgsdorf praktizieren wollen. Wem möglichst viel Leichtigkeit vorschwebt, der wird keine Hausapotheke haben wollen, und wer nicht gerne kulturübergreifend arbeiten möchte, bestimmte Bezirke in Wien oder Graz meiden. Dann haben wir zwar im Turnus alle dasselbe Rasterzeugnis erhalten, aber beileibe nicht dieselbe Ausbildung.
Wir haben auch nicht alle dieselben Zusatzausbildungen gemacht, denn wir haben unterschiedliche Begabungen und unterschiedliche Interessen. Manche von uns haben ein Psy-Diplom, andere sind aktiv im Notarztwesen unterwegs. Und man sollte sich davor hüten, die Rollen zu vertauschen. Schon bei Kindern versuchen wir Begabungen zu fördern und Interessen zu wecken. Und dann soll ausgerechnet in unserem Beruf das alles egal sein und der Einheitsdoktor ordinieren? Und das soll vielleicht auch noch anstrebenswert sein? Normalerweise ist man in dem Gebiet am besten, das einem am meisten liegt, wo Liebe und Interesse vorhanden sind. Dort kann man auch am meisten leisten, am längsten arbeiten und am ehesten ohne vorzeitig auszubrennen den Menschen dienen.
Und es gibt ja auch die freie Arztwahl. Patienten suchen sich ihre Hausärzte nach Sympathie, persönlicher Wellenlänge, Lage und Öffnungszeit. Und auch nach Leistungsspektrum. Niemand geht mit seinen Kleinkindern zum Geriater. Wichtig ist, dass die ganze Vielfalt der Medizin im Spektrum der Hausärzte zu finden bleibt, aber doch nicht in der Person eines einzelnen!
Lasst uns doch einzigartig sein!
Jeder Anwalt hat Jus studiert. Aber ich kann auch nicht erwarten, dass mich ein Wirtschaftsanwalt gut im Scheidungsfall oder in einer Strafsache vertritt. Und das leuchtet allen ein. Genauso wie die Tatsache, dass jeder Selbstständige wirtschaftlich ohne Netz ständig den freien Fall riskiert. Deshalb hat jeder Betrieb seine Schwerpunkte, jedes Geschäft seine besonderen Angebote, jeder sein spezielles Leistungsspektrum. Was für andere völlig normal ist, soll bei Hausärzten plötzlich pfui sein? Außerdem haben wir auch unsere Praxisräumlichkeiten und unsere Angestellten. Es ist ein Unterschied, ob ich eine kleine Klink betreibe oder eine Dreizimmerwohnung adaptiert habe. Ob eine Krankenschwester, ein Notfallsani oder eine Sekretärin einen bei der Arbeit unterstützt. Und zusätzlich haben wir die Verpflichtung, dass die, die für uns arbeiten, optimal geschult, nach Neigungen und Fähigkeiten optimal eingesetzt werden und gern ihrer Arbeit nachgehen. Überall wird auf Individualismus und unverkennbare Identität gesetzt. Also lasst uns bitte einzigartig sein und in dem, worin wir gut sind, Höchstleistungen erbringen!
Zusammen sind wir 100 Prozent und können alles.
Als einzelner Hausarzt oder als einzelne Hausärztin sind wir aber Unikate!
Die Beraterindustrie
Gastkommentar von Dr. Franz Mayrhofer (www.medizinmariahilf.at )
Man stelle sich vor, der Chefchirurg einer Klinik würde am offenen Herzen nach Beratern rufen! Sie austauschen, zum Rücktritt zwingen, aus dem Ausland neue Experten rufen um danach zu Besonnenheit und Geduld aufzurufen.
Von den, doch wohl ihres Wissens, ihrer Erfahrung und umfassender Kompetenz wegen von der Politik in verschiedensten hohe Funktionen entsandten Frauen und Männern erwarten wir zurecht das höchste Können. Erwarten wir, zumal von Steuergeld bezahlt, Wahrhaftigkeit und eine, der Bedeutung der Problemstellungen angemessene Lösungskompetenz! Erwarten wir, dass sie die Feuerwehr nicht rufen müssen – sondern sind!
Doch weit gefehlt! Von Teleprompter und Souffleuren kommen die großen Worte und das Gestammel vieler unserer Verantwortungsträger! Mit Händen greifbar ist ihre Inkompetenz und ihr verzweifeltes Improvisieren schmerzt den hilflos ausgelieferten Zuschauer .
Doch wie gegen jedes Weh ein Kraut gewachsen ist hat auch die Inkompetenz ihren Arzt gefunden: den Berater! Heerscharen von Beratern und Coaches, von Trainern, Medienexperten und Spindoktoren, Gutachtern und Consultern, ganzen Taskforces und CSIs, Supervisoren und Weisenräten bevölkern die Gänge des Politikbetriebes. Von Ministerien, Kammern (auch unserer), Interessensvertretungen bis auf die Ebene der Gemeindeverwaltungen liefern sie gegen Bares denjenigen die Expertise, die tatsächlich dafür gewählt, bezahlt und geachtet werden wollen! Sie alle leben bestens vom Chaos durch Inkompetenz. Bislang 300 Millionen Beraterkosten für die Hypo-Alpe-Adria , da erscheinen die externen Beraterkosten für den KAV- 2009 waren es 10,7 Millionen Euro, 2012 „nur“ 5,5 Millionen fast billig …
Die Eltern des kranken Kindes erwarten zurecht Kompetenz von der Notärztin, vom Piloten des Rettungshubschraubers und vom Chirurgen der ihr Kind retten wird.
Wir sollten mit mehr Nachdruck Kompetenz und Wissen der Verantwortlichen in der Politik einfordern, weil, den politischen Dilettantismus können wir uns bald nicht mehr leisten!