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Datenträgergestützte dezentrale elektronische Gesundheitsakten am Beispiel des „MaxiDoc“ – USB – Sticks
Wer in Zukunft aus persönlichen Gründen nicht an ELGA teilnehmen oder schon jetzt relevante medizinischen Dokumenten seinen Behandlern elektronisch bereitstellen möchte kann dies unter anderem mittels eines USB-Datenträgers tun. Um der besonderen Sensibilität von Gesundheitsdaten Rechnung zu tragen und andere Risiken zu minimieren sollte dieser aber speziell dazu vorgesehen sein.
Immer wieder kommt aus der Politik, von Patienten und auch aus der Kollegenschaft der Wunsch oder die Forderung nach „Speicherung von Gesundheitsdaten auf der Karte“. So einfach und plausibel dies scheint: Die derzeitige „e-Card“ ist aus Kapazitäts- und anderen Gründen nicht dazu geeignet und es besteht auch keine Absicht sie in diese Richtung weiter zu auszubauen.
Es gibt aber andere Vorstöße in dieser Richtung: Bereits vor einigen Jahren hat eine private Gruppe von Allgemeinmedizinern und Informatikern in einer ländlichen Gegend in Deutschland einen USB-Stick entwickelt und versucht diesen zum Vorteil von Patienten und Ärzten in den ambulanten Behandlungsprozeß einbinden. Der Stick ist auch im Scheckkartenformat erhältlich und kann damit ebenso leicht wie die e-Card jederzeit mitgeführt werden. Jeder Behandler, der entsprechende Informationen benötigt, kann diese rasch von diesem USB-Stick auf jedem windows-basierendem PC abrufen und mit einem speziellen Schreibprogramm für Ärzte auch weitere Dokumente von der Arztsoftware auf den Stick laden.
Die Besonderheit an dem System besteht darin, daß dem Arzt die Sicherheit gegeben wird sich bei der Benutzung dieses patienteneigenen USB-Sticks keine Viren oder sonstige Schadprogramme in sein Computersystem einzuschleppen. Daneben sind natürlich auch alle anderen Vorteile eines patienteneigenen privaten Datenspeichers zu finden: informelle Selbstbestimmung des Patienten, Vertraulichkeit, weltweite Nutzbarkeit, keine online Verbindung erforderlich, frei zugängliche Notfalldaten, etc. Selbstverständlich sind auch alle bereits von früher vorhandene, alte Dokumente integrierbar (in ELGA werden dagegen nur die ab Einführung neu erstellten Dokumente – vorläufig eingeschränkt auf Spitalsentlassungsbrief, Radiologie und Laborbefunde sowie Medikationsdaten – aufgenommen !). Gegen Karten- und damit Datenverlust kann sich der Patient durch ein Back-up auf seinem Heim-PC schützenund auch bei seinem Vertrauensarzt sind alle relevanten Informationen gespeichert und wieder abrufbar.
Wie läßt sich so ein System auch bei uns zum Erfolg führen?: primär müßten den Patienten und Ärzten die Vorteile kommuniziert und plausibel erkennbar gemacht werden. Möglichst viele Ärzte einer Region sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich müßten bereit sein das System zu verwenden. Der Patient (oder auch ein Sponsor) muß die Anschaffungskosten für den USB-Stick (etwa 40.- Euro) akzeptieren und die ärztliche Arbeitszeit (Einschulung, Beratung, Datenbereitstellung und –abspeicherung auf der Karte) vergüten. Ärzte müßten den Installationsaufwand und monatliche Lizenzgebühren von derzeit 40 Euro tragen. Die Kosten für die eventuelle Integration in die jeweilige Arztsoftware kommen noch dazu.
Vorstellbar für mich ist, einen Test in einer definierten, umschriebenen Region in Österreich mit einer interessierten Zielgruppe an Patienten (chronisch Kranke, z.B. Diabetiker, Herzpatienten, etc. ) und Ärzten zu starten. Wesentlich für den Erfolg wäre eine „kritische Masse“ an Benutzern (Ärzte, Patienten) zu erreichen. Wer von Ihnen traut sich das zu versuchen ?
Wie man leicht erkennen kann ist die Einführung und Verwendung eines solchen Programms (wie auch bei ELGA) vor allem eine interessante Aufgabe für Marketing-Spezialisten, die technischen Voraussetzungen bestehen bereits und werden laufend ausgebaut.
PS: eine rein theoretische Kostenschätzung für eine flächendeckende Einführung in Österreich:
Die Ausstattung aller Österreicher mit einem solchen Stick würde etwa 80 Millionen Euro kosten (8 Millionen Einwohner x geschätzte, durch Massenproduktion reduzierte Kosten von 10 Euro/Stick), damit etwa soviel wie die Systemkosten von ELGA betragen. Dazu kommen für uns Ärzte, ebenso wie bei ELGA, die Installations- und Wartungskosten sowie der zusätzliche Zeitaufwand.
All dies sollte man überlegen, bevor man nach „Speicherung von Gesundheitsdaten auf der Karte“ ruft!
Weitere Informationen unter www.maxidoc-health.com/
Traditionelle papiergestützte Befunddokumentation durch den Patienten oder seine Angehörigen: die bessere und sicherere Information ?
Während Gesundheitspolitiker und Patientenanwälte immer wieder behaupten daß erst mit ELGA der Patient „endlich seine Rechte wahrnehmen könne“ und „Selbständigkeit und Unabhängigkeit erhielte“, ist aus der Sicht der hausärztlichen Praxis häufig genau das Gegenteil der Fall! Der Wechsel von papiergestützten auf elektronische Prozesse behindert oder bremst oft die ärztliche Arbeit mit bzw. für den Patienten und gefährdet eventuell sogar die Patientensicherheit.
Elektronische Befundübertragung, Dokumentation und Abrechnung sind aus unseren Praxen nicht mehr wegzudenken und kein Arzt wird sie ernstlich missen wollen. Wir müssen uns aber – neben anderen Aspekten wie dem Datenschutz – vermehrt der Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit elektronischer Prozesse bewusst werden und sie gezielt nur dort einsetzen, wo sie unseren Patienten und uns Vorteile bringen.
Nehmen wir an Ihr Patient N.N. wird nach einem Krankenhausaufenthalt entlassen. Er bekommt seinen Entlassungsbrief in Papierform sofort in die Hand. Er kann ihn noch im Krankenhaus mit dem Entlassungsarzt besprechen, sich darauf ergänzende Notizen machen, je nach Lust und Laune dem Sanitäter oder abholenden Angehörigen z.B. wegen besonderer Transporterfordernisse zeigen, damit zu Hause Heimhilfe oder mobilen Schwester informieren und weitere Maßnahmen besprechen, sich notfalls eine Erstausstattung an Medikation in der Apotheke besorgen lassen und dann seinen Haus- oder andere Ärzte zur Weiterbetreuung damit aufsuchen, wo u.U. die Medikation sofort entsprechend modifiziert und dies auf dem Entlassungsbrief vermerkt wird, z.B. wegen ausreichend vorhandener Vorräte an wirkungs- oder wirkstoffgleichengleichen Generika. Zu Hause hat der Patient den nun modifizierten und ergänzten Brief griffbereit am Nachtkästchen liegen, in einer gut geordneten Mappe mit einem Deckblatt mit Notfallsdaten/-kontakten, einer von ihm selbst verfassten Übersicht relevanter früherer Erkrankungen und weiteren wichtigen älteren Befunden (Labor, Röntgen und Facharztbefunde) z.B. für den Fall dass sich ein Vertretungs-, Notdienst- oder Rettungsarzt oder auch andere Berechtigte rasch informieren können sollen. Der Patient kann einfach und kurzfristig bestimmen, wer seine Daten einsehen darf oder auch nicht, eine Gefahr des „Datenklau`s“ ist weitgehend ausgeschlossen und auch die Kosten dieser Lösung sind äußerst gering .
Neben der Befundmappe liegen die aktuell eingenommenen Medikamente mit ihren Verpackungen in einer Schachtel bzw. sind die Laschen der Verpackungen auf einem Papier aufgeklebt als Übersicht über die aktuelle Medikation, damit sofort auch deren Hersteller erkennbar ist und nicht jedesmal andere Generika vom Apotheker abgegeben werden, was oft enormen ärztlichen Beratungs- bzw. Erklärungsbedarf erzeugt und u.U. die Medikationssicherheit massiv beeinträchtigt.
All dies funktioniert notfalls auch bei Stromausfall im Licht einer Taschenlampe oder Kerze …
Versuchen Sie nun vorzustellen wie diese Prozess in ELGA elektronisch abzubilden ist:
Der Spitalsarzt kann vielleicht noch am Tablet-PC am Krankenbett mit dem Patienten den Befund besprechen. Dort sofort auch Notizen oder Ergänzungen zu machen wird dem Patient schon schwerer fallen. Bis jeder Sanitäter, jede mobile Schwester, jede Heimhilfe und alle anderen vom Patient elektronisch über ein entsprechendes Berechtigungssystem zu autorisierende Personen im ELGA-GDA-Index erfasst sind und diese mittels mobiler Endgeräte raschen Zugang zu wichtigen aktuellen Informationen erhalten wird es nach meiner Schätzung zumindest noch 10 Jahre dauern. Die Modifizierung der Medikation in einem gerade erst ausgestellten Entlassungsdokument durch den erfahrenen Hausarzt ist elektronisch überhaupt nicht vorgesehen, so daß im Kommunikationsprozeß zwischen Arzt und anderen Betreuungspersonen durch Fehlen eines solchen „Laufzettels“ beträchtliche Mißverständnisse mit Auswirkungen auf die Patientensicherheit entstehen können.
Diese Schilderung soll nur ein bisschen veranschaulichen daß der von Politikern und „Gesundheitsexperten“ so gerne betonte „Segen“ von E-Health-Anwendungen für Patienten und Behandler durchaus in vielen Fällen in Frage zu stellen ist.
„Ihre Rechte wahrnehmen“ und „Selbständigkeit und Unabhängigkeit erhalten“ können Patienten ganz sicher bereits heute und das noch auf viele Jahre hin ausschließlich durch eigenes Engagement, Mitarbeit und Selbstverantwortung, diese gilt es zu fördern. Als Vertrauens- oder Hausärzte können wir Patienten dabei unterstützen. ELGA benötigen Patienten dafür nicht und sie wird daran auf absehbare Zeit auch nichts ändern!
Statistik als Herrschaftswissen und Machtinstrument
Wir Ärzte sind darin geschult, aus Information Wissen zu generieren, Wissen, das durch unser Können patientenzentriert angewendet wird und erst dadurch zu einem Nutzen für den Einzelnen wird.
Durch die Nutzung der EDV in den Praxen und im Spital als Werkzeug für Dokumentation, Überweisungen, Einweisungen und Verordnungen, entstehen ohne zusätzlichen Aufwand so genannte Routinedaten, nach denen verschiedenste staatliche und private Organisationen gieren.
Aus diesen Informationen werden Statistiken und darauf basierend „Reformprogramme“ erstellt.
Vergessen wird daß nur die „Datengenerierer“ die grundsätzliche Relevanz der erhobenen Daten beurteilen können und statistische Mittelwerte die schillernde Vielfalt ärztlicher Arbeit auf ein spröde wirkendes Gerüst von Tabellen reduzieren. Wer die ärztliche Arbeit nicht kennt, kann daher nicht gut von der Tabelle auf die Wirklichkeit schließen.
Erhobenen Zahlen werden oft allerdings nicht veröffentlicht. Statistisches Wissen galt als Arkanwissen, es ist nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt. Die genannten Organisationen verhindert gerne auch daß Privatpersonen versuchen Material zu publizieren.
Veröffentlichungen von Zahlenmaterial und die Interprätation der Daten blieben somit oft das Werk gut vernetzter Einzelpersonen
ELGA , „integrierte Versorgung“ , Gesundheitskonzerne und der freie Arzt
Die Notwendigkeit der Einführung von ELGA wird sehr häufig in Zusammenhang mit dem Begriff „Integrierte Versorgung“ betont.
„Integrierte Versorgung“ aus der Sicht der Gesundheitspolitik (siehe 15a-Vereinbarung, ÖSG, Studie „Dokumentation im ambulanten Bereich) ist Einkauf medizinischer Leistungen beim jeweils günstigsten Anbieter, damit Schaffung eines (für manche GDA`s ruinösen ) ökonomischen Wettbewerbes ohne Rücksicht auf die Qualität. („Man kann immer etwas noch ein bisschen billiger und schlechter machen“)
Das Ministerium für Gesundheit wird ganz im Sinne des Orwell`schen Neusprechs zum Ministerium für Krankheitskostenkontrolle und Leistungslimitierung !
Integrierte Versorgung führt so in Wirklichkeit zur Desintegration der medizinischen Betreuung , Hauptsache ist nur billig !
Intergrierte Versorgung=integrierte Kontrolle=integrierte Schikanierung der GDA`s und Patienten durch Bürokraten ! -> ELGA soll das Werkzeug dazu sein !
Planwirtschaft funktioniert aber nirgends wirklich, schon gar nicht bei kranken Menschen !
Wer Datenaustausch mit Information verwechselt und Information mit Kommunikation ist sicher ein Gesundheitsreformer. Sein Ziel ist Verwaltung von Krankheiten statt Betreuung kranker Menschen.
Jedes Detail zeigt uns: die Elektronik steht im Dienste der Bürokratie und nie im Dienste der Kranken und deren Behandler.
Wollen wir die Unterstützung der Behandler durch verbesserte Information oder nur Kostenminimierung/-verlagerung durch ökonomische Schikanen von dem Patienten gegenüber persönlich nicht verantwortlichen Bürokraten ? (Stichwort „Kaiser Permanente“ / USA)
Die Fortschritte in der Medizin führen zu einem nicht mehr finanzierbaren sozialen Gesundheitswesen. Nur durch konsequente Rationierung wird das soziale Gesundheitswesen in Zukunft durch die schrumpfende Zahl von Arbeitnehmern finanzierbar bleiben. Rationierung ist ein Unwort in der Politik, also darf es nicht ausgesprochen werden.
Ein freier Arzt aber kommuniziert die Rationierung mit seinem Patienten, ein angestellter Arzt wird dies nicht mehr dürfen. Hier wird die Maulsperre per Arbeitsvertrag geregelt. So einfach ist das. Je weniger Konzerne sich nun den Gesundheitsmarkt teilen, um so einfacher wird es für die Politik.
Mit ELGA vom eigenverantwortlichen Arzt zum entmündigten Bittsteller
Weil die Ressourcen für die Krankenversorgung immer mehr verknappt werden, werden Leistungen „gedeckelt“, bei den Medikamenten, den Untersuchungen, und vieles Andere, und Ärzte müssen entscheiden, wer welche Leistung bekommt und wer nicht. Diese Selektion durchzuführen ist für einen Arzt oft schwierig und auch emotional bedrückend. Ein Bürokrat aber kann im stillen Kämmerchen, ohne den Patienten persönlich zu kennen, mit Knopfdruck entscheiden. Solche Ansätze gibt es bereits. Eine Funktion der e-Card zum Beispiel ist der Arzneimittel-Bewilligungs-Service (ABS), über den Kassen-Ärzte schriftlich begründen müssen, warum Sie einem Patienten ein bestimmtes Medikament verschreiben wollen. Wenn der Kontrolleur auf der anderen Seite des ABS meint, etwas an der Begründung sei formal nicht in Ordnung, sendet er einfach elektronisch „abgelehnt“ – aber der hat auch nicht dem Patienten gegenüber die Verantwortung. Die fachlichen Entscheidungsspielräume des behandelnden Arztes werden so eingeengt und die Ärzte zu Bittstellern ohne fachlichen Ermessensspielraum degradiert. ELGA wird dieses online („in Echtzeit“) „Mind-Mapping“ der Ärzte optimieren – bereits zum Zeitpunkt der Verschreibungsabsicht ist der Arzt transparent (siehe z. B. E-Medikation). Wobei ich mich in diesem Zusammenhang nicht vor ELGA fürchte – sondern vor dem was Bürokraten damit machen werden.
Patient – Arzt: Prozessqualität bitte auch in der Gegenrichtung !
Bei allem Verständnis für den Anspruch der Patienten nach best-möglicher Qualität in der ärztlichen Betreuung, die ja besonders auch durch verschiedenste E-Health-Anwendungen und ELGA weiter verbessert werden soll, drängt sich mir doch der Gedanke auf, diese auch in der Gegenrichtung, nämlich bei den Voraussetzungen, die der Patient mitbringt, zu fordern.
Was spricht wirklich dagegen, daß sich der Patient strukturiert auf den Arztbesuch vorbereitet (seine Anamnese ausfüllt), die der Arzt problemlos und vom Patienten (digital) signiert in seine Arztsoftware oder Krankenhausinformationssystem übernehmen kann ? (Hier kann der Patient wirklich im Sinne des Patienten-Empowerment selbst aktiv werden – siehe Leitgedanke von www.gesundheit.gv.at )
Was spricht dagegen, daß der Patient, nachdem er sich über audiovisuelle Hilfsmittel am PC entsprechend informiert hat und die Gelegenheit zu ergänzenden Fragen an den behandlenden Arzt hatte, den OP-Revers ( digital signiert ) unterschreibt und dieser automatisch in das KIS übernommen wird ?
etc., etc.
Hier könnte (vielleicht ?) E-Health/ELGA endlich einmal wirklich den ärztlichen Alltag von Bürokratie entlasten !
siehe dazu auch Diskussion auf http://www.initiative-elga.at/forum/viewtopic.php?id=82
ELGA und die Autobahn durch die Kleingartensiedlung
Es war einmal eine Stadt, die vorwiegend aus kleinen, einfachen Häusern mit Gärten bestand. Natürlich wurden im Laufe der Zeit auch einige immer größere Wohnbauten und sogar 2 mächtige Wohnblöcke in grüner bzw. roter Farbe gebaut.
Die Menschen kommunizierten an den Zäunen ihrer Gärten oder auch auf den Straßen und nahegelegenen Marktplätzen lebhaft persönlich miteinander und hatten ihren Arbeitsplatz meist in der Nähe ihres Wohnortes, den sie in kurzer Zeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad, was billig war und auch ihrer Gesundheit diente, erreichen konnten. Nur wenige benötigen auf Grund größerer Entfernung zu ihrem Arbeitsplatz ein Auto, was die Umwelt schonte und sie vor den hohen Kosten für importiertes Erdöl bewahrte. Dies empfanden sie als wünschenswerte und zufriedenstellende Lebens- und Arbeitsqualtät.
Irgendwann wollten die Politiker die Menschen verstärkt am technischen Fortschritt teilhaben lassen und etwas für ihre Sicherheit und ihren Komfort tun. Eine mächtige Autobahn quer durch die Stadt, auf der die Autos schneller fahren und Lasten bequemer transportiert werden könnten, sollte gebaut werden.
Techniker wurden für die Planung beauftragt und priesen in höchsten Tönen ihre Kenntnisse und Verfahren, es sei leicht und rasch möglich alle Wünsche der Politiker umzusetzen. Man würde schneller und bequemer von einem zum anderen Ende der Stadt kommen und es würden auf der gut ausgebauten und breiten Autobahn weniger Unfälle passieren. Das gleichmäßige Tempo würde auch den durchschnittlichen Treibstoffverbrauch und damit Kosten senken.
Die Politiker wollten die Menschen mit diesem Projekt überraschen und waren sich sicher, daß sich die Menschen über deren Weitsicht und Großzügigkeit freuen würden.
Nach und nach erfuhren jedoch immer mehr Menschen von den Plänen der Politiker und begannen sich Gedanken über dieses Projekt zu machen und dies untereinander zu diskutieren.
Den offensichtlichen Vorteilen des Projektes standen auch Nachteile und Risiken gegenüber: Viele kleine Häuser und Gärten müßten niedergerissen und die Bewohner in größere Wohnblöcke umgesiedelt werden. Auch ihre Arbeitsplätze würden in größere Fabriken, die dann allerdings weiter entfernt sein würden, verlegt. Die Autobahn selbst müßte durch hohe Zäune geschützt werden, damit keine Menschen diese zu Fuß oder mit ihren Fahrrädern überqueren könnten, um entsprechende Unfälle zu verhindern. Auch ihre Kinder und die Haus- und Wildtiere dürften nicht mehr frei in der Nachbarschaft herumlaufen, um nicht beim Überqueren der Autobahn eine Gefahr für die Autos darzustellen bzw. selbst überfahren zu werden. Unfälle auf der Autobahn hätten durch das höhere Tempo viel schlimmere Folgen und würden zu Staus führen, die die Versorgung der ganzen Stadt beeinträchtigen würden. Die Polizei müßte verstärkt und durch technische Mittel in die Lage versetzt werden, die Autobahn intensiv zu überwachen. Gesetze, die all das regeln, müßten ausgearbeitet werden.
Für alle diese Maßnahmen müßten die Bürger natürlich selbst die Kosten übernehmen, sie müßten um dieses Geld zu verdienen dann natürlich länger arbeiten und hätten weniger Zeit für sich und ihre Familen.
Viele Menschen waren traurig, daß sie nicht mehr einfach am Zaun mit Ihren Nachbarn plaudern würden können, sondern große Umwege erforderlich wären, da die Autobahn sie von ihren Freunden trennte. Auch bräuchten viele dann ein Auto, um einzukaufen oder ihren Arbeitsplatz zu erreichen, was sie sich nur schwer leisten könnten. So begannen einige besorgte Bürger mit den Politikern und Planern zu sprechen und konnten erreichen, daß die Autobahn zumindest weit genug entfernt von Naturschutzgebieten und Kindergärten geplant würde, die Politiker versprachen auch, durch zusätzliche Maßnahmen zu verhindern, daß der Lärm und die Abgase von der nahe liegenden Autobahn die Gesundheit der Bürger beeinträchtigen würde.
Es zeigte sich auch, daß die Autobahn nicht so rasch wie ursprünglich geplant gebaut werden konnte, da die Baufirmen anfangs stark um Aufträge konkurrierten und sich nicht so schnell auf die verwendeten Materialien einigen konnten. Manche Firmen verloren im Laufe der Zeit auch überhaupt das Interesse und widmeten sich dem privaten Straßenbau.
Auch nach einigen Jahren der Vorarbeit für das Projekt Autobahn wußte noch immer die Mehrheit der Bürger der Stadt nichts von den Plänen der Politiker. Andere hatten vage davon gehört und meinten, es sei doch heute doch selbstverständlich überall Autobahnen zu bauen. Es gab aber auch nicht wenige, die meinten, eine Stadt, durch die eine solche große Autobahn gebaut würde, sei nicht mehr lebenswert und sie würden diese sicher verlassen, um sich einen Ort zu suchen, wo die Luft noch sauber wäre und sie noch ungestört mit ihren Nachbaren plaudern und ihre Kinder und Haustiere in der Nachbarschaft herumlaufen könnten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, schwärmen die Politiker immer noch von den Vorteilen der Autobahn, die Firmen widmen sich wieder anderen Bauaufträgen und die Bürger wissen noch immer nicht genau wie ihre Stadt in einigen Jahren aussehen wird.
Jede Ähnlichkeit des Inhaltes dieses Märchens zur Planung von ELGA ist natürlich rein zufällig !